Simona Ciraolo: Wir Schüchternen

„Gib mir Zeit und sei Geduldig mit mir. Und wenn Du mich zu Deinem Geburtstag einlädst, wirst Du feststellen, dass es sich lohnt, mich kennen zu lernen.“

Botschaft von Maurice

Über das Buch

Die italienisch stämmige Simona Ciraolo lebt und arbeitet als Illustratorin und Kinderbuchautorin in England. Dort studierte sie auch Kinderbuchillustration. Ihr Stil zeichnet sich durch zarte, ineinander fließende Farben aus. Sie kombiniert zeichnerische Linien mit auquarellierten Flächen.

Nostalgische Reminiszenzen erinnern an Kinderbuchillustrationen der 1950er Jahre. Ihre Bücher thematisieren einfühlsam und bildhaft kindliche Gefühle und Empfindungen.

Inhalt

Maurice, die kleine Dumbokrake kommt in die Schule. Da ihn fremde Leute, die ungewohnte Umgebung und der Trubel verunsichern, versteckt sich Maurice. Er ist sehr schüchtern.
Doch ist er alleine zu Hause, öffnet sich sein Inneres. Eine reiche Phantasie, Liebe zu Musik und Tanz charakterisieren die Tiefe seines Charakters und eine Seite, die er nicht nach außen zeigt.

Schließlich wird Maurice zu einem Kindergeburtstag eingeladen. Obwohl er nicht hingehen möchte, bringt ihn die Mutter hin. Und so macht er dort  eine Begegnung, die sein Leben verändert.

Visuelle Gestaltung

Die reiche Unterwasserwelt mit unterschiedlichen Fischen, Korallen, wogenden Pflanzen und tiefen Wasserschleiern fasziniert den Betrachter. Die Illustrationen eröffnen eine reichhaltige und fantastische Dimension. Zart chanchierende und schillernde Rosétöne und Pastellfarben, die ineinander fließen, verschwimmen vor unseren Augen.
Die zarten, blassen Farben, die ineinander fließenden Übergänge der Aquarelltechnik passen zum Inhalt des Buches. Sehr sensible Pinselführung und gezielt eingesetzte Kontraste unterstreichen die poetische Stimmung der Bilder.

Der Stil erinnert von Farbigkeit und Strichführung an die Kinderbuchillustrationen der 1950er Jahre und erlangt dadurch einen nostalgischen und bezaubernden Charme.

Psychologische Ebene

Gerade für schüchterne oder zurückhaltende Kinder ist dieses Buch geeignet. Es zeigt Ihnen, dass es nichts Schlechtes ist, wenn man nicht laut und extrovertiert ist. Es ist in Ordnung, anders zu sein und es gibt andere Kinder, denen es genauso geht.

Kindern wird durch das Buch aufgezeigt, dass Intraversion und Schüchternheit nicht bedeutet, dass der Gegenüber „langweilig“ ist.  Es lohnt sich, wenn man diesem die Zeit gibt, die er braucht, geduldig ist und Vertrauen aufbaut, bis sich ein schüchternes Kind öffnet.
Denn oft ist mit Schüchternheit eine besondere Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen verbunden und wenn man nur genug Geduld hat, eröffnet der Gegenüber ein reiches Innenleben und lässt einen an Fantasie und Tiefe der Empfindung teil haben.

Empfehlung

Ich empfehle dieses Buch allen Kindern im späten Kindergarten- und frühen Grundschulalter. Es eröffnet Gesprächsmöglichkeiten mit den Eltern und es können folgende Fragen erörtert werden: warum fühle ich mich in fremder Umgebung oder in Gegenwart fremder Menschen unsicher? Wie kann ich lernen auf Menschen zu zu gehen?

Es bietet sich die Möglichkeit darüber zu sprechen, warum Menschen unterschiedlich sind und dass verschiedene Charaktereigenschaften gleichwertig sind und das Leben bereichern.
Ich selbst war als Kind sehr schüchtern und hätte mir ein solches Buch gewünscht. Auch bei meiner Tochter beobachte ich, dass sie oft erst einmal beobachtet und Zeit braucht, um sich zu etwas zu überwinden oder auf Andere zu zugehen. Sie liebt dieses Buch und gemeinsam philosophieren wir über die unterschiedlichen Fische und ihre Charaktereigenschaften.

Lars Reinhold Klinting: Kasimir

„Selber machen ist gar nicht so schwer und gemeinsam macht es auch riesigen Spass.“

Botschaft von Kasimir

Über das Buch

Lars Reinhold Klintings Reihe über den Biber Kasimir erschienen Ende der 1990er Jahre. Die Bücher sind inzwischen nicht nur im Herkunftsland Schweden zum Klassiker avanciert. Als gelernter Möbelschreiner hatte Klinting einen Blick dafür, wie die Dinge entstehen. Das zeigt sich auch in seiner Reihe um den Biber Kasimir.

Außer als Autor, der seine eigenen Bücher bebilderte, ist Klinting uns als wundervoller Illustrator bekannt. Seine Ausgaben von Astrid Lindgrens „Weihnachten im Stall“  und Selma Lagerlöffs „Nils Holgerson“ sind wundervoll poetisch und einfühlsam in Bilder übersetzt.

Inhalt

Der Biber Kasimir und der kleine Frippe sind Freunde. Gemeinsam backen sie Kuchen, bemalen ein Schränkchen, pflanzen Bohnen oder fertigen ein Werkzeugkästchen.

Die Geschichten bestehen nur aus wenig Text. Die Bilder zeigen Schritt für Schritt wie etwas  gefertigt wird und wie man etwas macht. Auch vermitteln sie, welche Freude und Zufriedenheit am Ende steht, wenn man gemeinsam etwas geschaffen hat.

Visuelle Gestaltung

Die Illustrationen sind in realistischem Stil gehalten und sehr detailiert ausgeführt. So dass es auf jeder Seite etwas zu entdecken gibt. Vom Picasso, der in Kasimirs Küche an der Wand hängt bis zu den vielen kleinen Gegenständen in der Werkstatt. Auch Detailaufnahmen von Werkzeugen oder Geräten sind liebevoll ausgeführt und es macht Freude, die Bilder gemeinsam zu  betrachten.

Besonders schön gelungen ist die Physiognomie der Biber, sie zeigt verschiedene Gefühlsregungen von Freude, Überraschung über Enttäuschung, wenn es doch länger dauert, bis die Bohnen sprießen,  bis zur Befriedigung bei der Betrachtung des Geschaffenen.

Psychologische Ebene

Das Buch vermittelt zum einen den Wert der Dinge, da es zeigt, wie aufwändig es ist, etwas herzustellen und wieviel Mühe und Arbeit darin steckt. Zum anderen weist es aber auch auf, dass es etwas Wundervolles und Besonderes ist, gemeinsam etwas zu erschaffen.

Tatsächlich liebt unsere Tochter es, das Buch gemeinsam mit dem Papa anzuschauen und dabei zu fragen, wie etwas funktioniert. Gemeinsam mit dem Papa hat sie nun auch schon Bohnen gepflanzt, die Werkzeugkiste inspiziert und Dinge repariert. Und sie hat dabei, genau wie beim Lesen, einen riesigen Spaß

Empfehlung

Das Buch vermittelt die Freude am Tun und animiert, Dinge in die Hand zu nehmen. Außerdem zeigt es Wert, Arbeit und Mühe, die in jedem Gegenstand stecken und fordert auf, genau hin zu sehen. Es wird auf spielerische Art und Weise die Neugier  der Kinder geweckt und ich empfehle das Buch daher für jedes Kind im Kindergartenalter.

Beatrix Potter: Peter Hase

„Manche Erfahrungen müssen wir Kinder einfach selbst machen, auch wenn es die Eltern schmerzt.“

Botschaft von Peter

Über das Buch

Beatrix Potters „Peter Hase“ ist bereits über hundert Jahre alt. Es wurde 1902 als eines der ersten Kinderbüchern publiziert. Neben „Alice im Wunderland“, „Peter Pan“ und „Der Wind in den Weiden“ zählt es zu den Klassikern der englischsprachigen Kinderbuchliteratur.
Gerade durch die feinfühlige und lyrische Illustration, eröffnet es Kindern auch heute noch einen Zugang zu den Büchern. Die Bilder werden noch heute häufig reproduziert und sind sehr beliebt.

Inhalt

Peter Hase lebt mit seinen drei Schwestern Flopsi, Mopsi und Baumwollschwänzchen und seiner Mutter in einer sandigen Kaninchenhöhle. Mutter Hase ist Witwe und sehr besorgt um das Wohl ihrer Kinder. Gleichzeitig muss sie für die Versorgung der kleinen Familie aufkommen und die Kinder immer wieder alleine lassen.

Peter ist ein neugieriger Junge. Wenn seine Mutter zu ihm sagt, er solle etwas nicht tun, kann er der Versuchung nicht wiederstehen und muss genau das ausprobieren. So besucht er immer wieder den Garten von Mr. McGregor, der hinter einer hohen Mauer verborgen und voller Gefahren ist.

Doch auch wenn er gegen Verbote der Mutter verstößt, kann er sich der mütterlichen Liebe immer sicher sein. Kommt er von seinen Abenteuern zurück, findet zu Hause einen Schutzraum und liebevolle Fürsorge.

Visuelle Gestaltung

Wundervoll, lyrisch und poetisch sind die Bilder, mit denen Beatrix Potter auch heute noch verzaubert. Die kolorierten Zeichnungen bestechen durch die genaue Naturbeobachtung und die Wiedergabe von Details. Aus ihnen spricht die Liebe zu Tieren und Pflanzen und das Verständnis für Prozesse der Natur.

Die naturalistische Wiedergabe der Tierportraits wird lediglich dadurch gebrochen, dass die Tiere in ihrer Vermenschlichung Kleidungsstücke tragen. Allerdings entsteht hieraus keine Irritation, da die Künstlerin sehr behutsam und einfühlsam in ihrer Darstellung vorgeht.

Psychologische Ebene

Das Buch zeigt uns, wie wichtig es ist, eigene Erfahrungen zu sammeln. Auch wenn die Mutter davor warnt, in den gefährlichen Garten zu gehen, ist es genau das, was unwiderstehlich scheint. Die Abenteuer, die Peter dort erlebt, stehen sinnbildlich für die Gefahren und Herausforderungen der Welt. Die Mutter muss lernen los zu lassen und Peter muss lernen, sich in der Welt zurecht zu finden. Und auch wenn Peter manchmal erschöpft ist, weint oder nicht mehr weiter weiß, reift er gerade daran, dass er die Situation am Ende doch alleine meistert.

Der Wunsch der Mutter, das Kind vor Gefahr zu beschützen ist genauso verständlich, wie der Wunsch des Kindes, sich die Welt anzueignen. Letztendlich wachsen beide und auch ihre Beziehung an der Erfahrung. Die Mutter lernt los zu lassen und zu vertrauen und Peter gewinnt Selbständigkeit.

Empfehlung

Das Buch ist für ältere Kindergartenkinder und für Grundschulkinder im frühen Lesealter geeignet. Ich würde allerdings empfehlen, es gemeinsam mit den Kindern zu lesen. Denn einige altertümliche Worte bedürfen Erklärung. Und bei aller Freude an der spannenden Geschichte, sind doch einige Themen wichtig mit den Kindern zu diskutieren.
Der Umgang der Menschen mit Tieren und die Züchtigung von Benjamin Häschen und Peter durch den eigenen Onkel, sollten mit den Kindern besprochen werden. Denn Tierwürde und eine Erziehung ohne körperliche Strafe sind heute wichtige ethische Grundsätze, die es den Kindern zu vermitteln gilt.

Marie Voigt: Ein Funkeln im Dunkeln

„Wenn wir die Dunkelheit mit Licht füllen, brauchen wir keine Angst mehr vor ihr zu haben.“

Emmas Botschaft

Über das Buch

Marie Voigt, die Autorin und Illustratorin von „Ein Funkeln im Dunkeln“ ist Grafik Designerin und Schauspielerin. Im Schreiben und Gestalten von Kinderbüchern verwirklicht sie ihre Leidenschaft und möchte damit die Welt ein wenig glücklicher und heller machen.
Ihre Bücher bestechen vor allem durch ihre Einfühlung und den kindlichen Blick, sowie durch die poetisch magischen Bilder.

Inhalt

Bo, der Bär, eine Figur aus Emmas Büchern, fürchtet sich im Dunkeln. Plötzlich sitzt er auf ihrem Bett und die mutige, kleine Emma zeigt ihm, dass diese Angst unbegründet ist: denn nur wenn es dunkel ist, sehen wir das Licht und gemeinsam müssen wir uns nicht fürchten.

Bo und Emma gehen gemeinsam in einen dunklen Wald und bis in eine Höhle. Dort löschen sie ihre Laterne und sehen so das Funkeln im Dunkeln. Nachdem sie von ihrer nächtlichen Reise zurückkommen, bemerken sie wie die Straßenlaternen ihre Schatten an die Wand des Hauses werfen. Riesig sind sie.  Bo und Emma sind also innerlich gewachsen durch die gemeinsame Überwindung ihrer Ängste.

Visuelle Gestaltung

Vereinfachte, aber naturalistische Bilder illustrieren die Geschichte. Durch die Reduzierung auf Grundformen und die Betonung von Kreis, Kugel und Spiralformen wird Ihnen eine lyrische Note gegeben.
Die dunklen Blautöne verleihen den Abbildungen eine magische und geheimnisvolle Atmosphäre. Sie kontrastieren zum goldenen Licht der Laterne oder dem Funkeln der Sterne und lassen diese so leuchten.

Wundervoll und bezaubernd sind die Bilder anzusehen und künden von der Magie der Nacht.

Psychologische Ebene

Jedes Kind hat Ängste, vor allem die Angst vor dem Dunklen und Unbekannten sind im Kleinkindalter typisch. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unsere Kinder hier ernst zu nehmen und liebevoll zu begleiten. Wenn wir eine wertschätzende Atmosphäre schaffen und so Grundvertrauen vermitteln, schaffen es unsere Kleinen, ihre Ängste aus eigener Kraft zu überwinden. Sie entwickeln Selbstvertrauen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Die Kommunikation und Fantasiereise der Protagonistin mit einem ihrer Kinderbuchhelden zeigt außerdem, wie das magische Denken von Kleinkindern funktioniert. Figuren aus Geschichten und die Welt um sie herum erscheint Kindern belebt.
Und auch wir Großen erwischen uns ja manchmal dabei, dass wir Tagträumen und in unserer Phantasie Mr. Darcy plötzlich vor der Türe steht.

Empfehlung

„Ein Funkeln im Dunkeln“ kann dabei helfen eine Gesprächsgrundlage zu schaffen und unseren Kindern so die Chance zu geben, sich vertrauensvoll zu öffnen. Es zeigt den Kindern, dass man daran wachsen kann, wenn man sich seinen Ängsten stellt. Auch vermittelt es das Bewusstsein, dass was uns zuerst unbekannt und beängstigend erschien, neue Welten und Sichtweisen eröffnen kann.

Meine 3jährige Tochter greift immer wieder zu diesem Buch, wenn Gesprächsbedarf da ist oder sie sich abends beim Schlafen gehen fürchtet. Die Geschichte macht ihr Mut und das gemeinsame Lesen vermittelt Vertrauen.
„Deine Hand in meiner, so gehen wir zusammen.“, sagt sagt sie auch im Alltag immer wieder und greift nach meiner Hand, wenn sie für etwas Mut braucht

Helme Heine: Freunde

„Richtige Freunde helfen einander, richtige Freunde beschließen immer alles zusammen und richtige Freunde träumen voneinander.“

Botschaft von Jonny, Franz und Waldemar

Über das Buch

Bereits 1982 erschien das Buch „Freunde“ von Helme Heine. Schon bald avancierte das Werk des Autors, Illustrators und Designers zum Klassiker, preisgekrönt und in 35 Sprachen übersetzt.
Die drei Hauptpersonen sind Jonny Mauser, Franz von Hahn und der dicke Waldemar, eine kleinen Maus, ein stolzer Hahn und ein dickes Schweinchen. Die drei sind unzertrennliche Freunde. Gemeinsam erleben sie Abenteuer und jede Herausforderung meistern sie gemeinsam, weil richtige Freunde genau das tun.

Inhalt

Erzählt wird ein Tag der drei Freunde, der damit beginnt, dass diese die Tiere auf dem Bauernhof wecken. Dann starten sie auf ihre Abenteuerreise. Mit dem Fahrrad erkunden sie die Gegend, auf dem Dorfteich werden sie zu Seeräubern, sie angeln, pflücken Kirschen und als die Schatten länger werden, kehren sie nach Hause zurück.
Der Versuch, dass alle drei beieinander übernachten schlägt fehl: Franz von Hahn passt nicht ins Mauseloch, Jonny Mauser hat eine zu empfindliche Nase und die Hühnerstange bricht unter dem Gewicht von Waldemar.
Am Ende geht jeder in sein eigenes Bett, aber in ihren Träumen begegnen sie sich wieder, weil der eine nicht ohne den anderen sein kann.

Visuelle Gestaltung

Bunte und kräftige Aquarellfarben im malerischen Stil prägen das Buch. Typisch ist die malerische Gestaltung von Landschaften und Ansichten, die eine reizvolle Hintergrundebene für die Darstellung der Protagonisten bilden. Durch die weichen Farbübergänge und die sichtbare Struktur des Pinsels wirken die Bilder bewegt und lebendig. Besonders schön ist die Darstellung der Tierfiguren, deren Charakter ebenfalls durch Pinselführung und Hervorhebung besonderer Merkmale gelingt.

Psychologische Ebene

Die Besonderheit der Geschichte liegt darin, dass es nicht wie üblich zwei Freunde sind, die als Protagonisten auftreten, sondern drei. Dadurch ist schon in der Anlage der Erzählung ein Konflikt zu Grunde gelegt.
Spannend für Kinder ist, dass die Tiere die Herausforderungen aber genau darum meistern können, weil jeder von ihnen andere Gaben, Talente und Eigenschaften besitzt.
Schon das Fahrrad oder das Boot zu steuern, gelingt nur, weil die Freunde gemeinsam das vermögen, was keiner von Ihnen alleine könnte.

Empfehlung

Das Buch kann man Kinder jeden Alters und auch Erwachsenen empfehlen: es führt vor Augen, wie schön und wie bereichernd es für das Leben ist, dass wir alle verschieden sind. Und es zeigt, dass echte Freundschaft genau in der Anerkennung und der Wertschätzung des jeweils anderen gelingt. Ein Buch, das darstellt, wie Teilen, Toleranz und Gemeinschaft funktioniert  und das auf eine behutsame, anerkennende und humorvolle Art und Weise.

Hans Limmer: Mein Esel Benjamin

„Wenn Du nur richtig zuhörst, kannst Du uns Tiere verstehen!“

Der Esel Benjamin

Über das Buch

Für mich ist das gemeinsame Lesen dieses Buches etwas ganz Besonderes, da sich hier die Erinnerung an meine eigene Kindheit mit der Begeisterung meiner Tochter für die Geschichte verbindet. Erzählt wird von einer Freundschaft zwischen eines kleinen Mädchens mit einem Esel.

Das Buch basiert auf einer wahren Begebenheit. Mit Ausnahme des Vaters, der von einem Künstler gemimt wurde, spielen die Protagonisten sich selbst. Der befreundete Fotograf Lennart Osbeck hat die Szenen fotografiert. Diese persönliche Ebene trägt zur Authentizität bei und begründet wohl seinen Erfolg.

Das Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt und gilt als Kinderbuchklassiker. Inzwischen ist die zweiundvierzigste Auflage erschienen.

Inhalt

Erzählt wird von Susi, die mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester auf Rhodos wohnt. Eines Tages findet Susi mit ihrem Papa einen Esel. Sie retten ihn aus einer ausweglosen Situation und nehmen ihn mit nach Hause. Zwischen Susi und dem Esel entwickelt sich eine ganz besondere Freundschaft.

Gemeinsam unternehmen Susi und der  Esel Benjamin eine heimliche Tour über die Insel und verlaufen sich dabei. Als sie endlich wieder zurückkehren, werden sie mit offenen Armen aufgenommen. Der Esel wird nun als vollständiges Familienmitglied anerkannt und darf bleiben.

Visuelle Gestaltung:

Bebildert ist die Geschichte mit schwarz-weißen Fotografien. Diese portraitieren den Esel und das kleine Mädchen. Gleichzeitig begleiten sie die Erzählung mit narrativen Szenen, welche den Alltag der Familie einfangen. Dem poetischen Zauber, der von diesen Fotografien ausgeht, kann man sich nur schwer entziehen.

Kinder lieben die besondere Gattung „Kinderbuch mit Fotografie“. Schon kleine Kinder betrachten entsprechende Bildwörterbücher fasziniert und auch Kleinkinder lieben Bücher mit „echten“ Bildern. Sie vermitteln eine besondere Realitätsebene. Wie hier gekoppelt mit einer Identifikationsfigur und einer spannenden Geschichte sind sie besonders fesselnd.

Psychologische Ebene

Das Buch thematisiert eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Der unmittelbare Zugang und die gleichzeitige Wertschätzung, welche Kind und Tier sich instinktiv entgegenbringen wird greifbar.

Gleichzeitig zeigt das Buch, wie Kinder Urvertrauen zu ihren Eltern entwickeln. Susi und Benjamin machen sich früh morgens heimlich davon und verlaufen sich unterwegs, gemeinsam finden sie aber den Weg zurück.
Die Eltern schimpfen oder strafen nicht, sondern vermitteln dem Kind, dass sie darauf vertrauten, dass es wiederkommt. Sie zeigen, dass sie froh darüber sind und heißen es willkommen.

Empfehlung

Die Freundschaft zwischen Tier und Kind wird auf so eindringliche und entzückende Weise dargestellt, dass sich die Kinder sofort damit identifizieren. Aus den Bildern ist die Geschichte auch nachvollziehbar, so dass sich das Buch sowohl zum Vorlesen, als auch als Silent Book eignet.

Meine kleine Tochter war sofort berührt und begeistert. Sie wollte die Geschichte wieder und wieder hören. Natürlich wollte sie sofort, wie auch ich schon als Kind, einen Esel zum Haustier. Inzwischen schaut sie das Buch auch gerne alleine an. Sie erzählt sich dann die Geschichte und kommentiert die Bilder.

Anne-Friederike Heinrich: Mückebär und die Suche nach dem geraubten Winter

„Hilf mir, die Eiskristalle zu befreien und die Arktis zu retten!“

Aufforderung Mückebärs an seine kleinen und großen Leser

Über das Buch

Anne-Friederike Heinrich ist Kinderbuchautorin und lebt mit ihrer Familie in der Schweiz. Mit Mückebär ist ihr ein spannender Kinderroman gelungen. Aus Sicht der Tiere wird leichtfüßig, aber doch ernsthaft auf die Probleme des Klimawandels aufmerksam gemacht. So wird die Geschichte flankiert von Informationen zu Flora und Fauna und Fakten über die Klimakrise.

Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung über die Klimakrise, dabei wird die Thematik kindgerecht aufbereitet und durch Einfühlung in die Situation Mückebärs und seiner Freunde die Dringlichkeit dargelegt, zu handeln und Verantwortung zu übernehmen.

Gleichzeitig vermittelt der Roman Hoffnung und zeigt, dass es nicht auf die Größe ankommt, wenn man Großes vollbringen möchte.

Inhalt

Mückebär ist ein Eisbär, gerade mal so groß wie ein Gummibärchen und lebt mit seinen Freunden am Nordpol. Durch das Abtauen des Eises verschwindet die Lebensgrundlage der Tiere, sie hungern und sind verzweifelt. Da berichtet der Polarfuchs von der sagenumwobenen Eiskönigin. Sie hat die Eiskristalle gefangen und in ihren Palast gesperrt.
Mückebär und die mürrischse Möwe Edla brechen auf, um die Eiskristalle zu befreien und den Tieren den Winter zurück zu bringen. Sie begeben sich auf eine abenteuerliche Reise, auf der sie den Folgen des Klimawandels begegnen und sich in große Gefahren begeben.

Visuelle Gestaltung

Das Buch ist schlicht gestaltet. In Relation zur Textmenge sind nur wenige Motive umgesetzt. Darunter die ikonische Abbildung der Eiskönigin, die ornamentalen Eiskristalle sowie einige Male auch Mückebär und seine Freunde. Bei den Abbildungen handelt es sich um monochrome Aquarelle in verschiedenen Grauabstufungen.

Neben der bildhaft erzählten Geschichte hätten die Fakten zu Flora und Fauna sowie die Informationen zum Klimawandel viel Material zur Visualisierung geboten. Zu Gunsten einer konzentrierten Zuspitzung auf den Inhalt tritt der gestalterische Aspekt in den Hintergrund.

Psychologische Ebene

Die besondere Stärke des Buches ist, dass es zur Identifikation mit Mückebär und den Tieren aufruft, die im Begriff sind ihre Heimat zu verlieren. Durch diese empathische Hinführung zum Thema werden Empörung über die Situation sowie Verantwortungsbewusstsein entwickelt.

Diese Einfühlung stößt Kinder dazu an, das eigene Verhalten zu hinterfragen und Handlungsoptionen abzuwägen.

Empfehlung

Das Buch ist jedem Kind im Grundschulalter zu empfehlen. Insbesondere, da neben der spannenden Geschichte über die aktuelle Klimakrise aufgeklärt wird. Dies geschieht kindgerecht und entlang der Erzählung.

Dabei wird nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auf eine Verhaltensänderung gepocht. Durch Einfühlung in die Charaktere und Aufklärung über die Fakten wird ein Reflektionsvorgang und eine entsprechende Verhaltensänderung angestoßen.

Ich empfehle, das Buch gemeinsam mit den Kindern zu lesen und über die entsprechenden Abschnitte zu diskutieren. Durch die Tipps am Schluss und die Hinweise neben dem Text ergeben sich sehr gut Anknüpfungspunkte. So kann man als Eltern die Thematik in den normalen Familienalltag integrieren.

Kristin Franke: Das Osterschwein

„Du kannst sein was Du willst, egal was die Anderen sagen und ob sie lachen. Probier Dich einfach aus!“

Das Osterschwein

Über das Buch

Kristin Franke ist Mutter, erfolgreiche Geschäftsfrau und Inhaberin des tinyfoxes Verlags. Ihre Leidenschaften sind das Gestalten und das Schreiben, beides vereinigt sie in ihren Kinderbüchern. Diese sind einfühlsam und bestechen durch Fantasie und Humor.

Inhalt

Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Schweinchens, das sich so sehr wünscht einmal Osterhase sein zu können. Als der echte Osterhase krank ist, wittert es seine Chance. Doch die Hennen müssen erst noch überzeugt werden. Zum Glück ersinnt das Schweinchen eine List …

Erzählt in leichfüßigem Tonfall und Reimform ist diese heitere Geschichte eine Freude für Kleinkinder ab 3 Jahre.  „Quatsch mit ganz viel Tomatensoße“, wie meine Tochter sagt und das ist eine große Auszeichnung.

Visuelle Gestaltung

Das Buch besticht durch wundervoll sanfte Farben, die wie Farbwolken vor dem Betrachter schweben und eine unbeschwerte Atmosphäre verbreiten. Dabei unterstützt die Aquarelltechnik mit den verschwimmenden Konturen die Leichtfüßigkeit der Geschichte. Die Figuren sind vereinfacht, aber in naturalistischer Manier dargestellt und ermöglichen dadurch für Kinder das Erkennen und Einfinden in die Geschichte. Bestechend ist die lyrische Qualität und Luftigkeit der Darstellung.

Psychologische Ebene

Kinder lieben es, sich zu verkleiden. Es ist spannend, in andere Rollen zu schlüpfen und andere Identitäten auszuprobieren. Für die Entwicklung von Kindern ist dieses „sich ausprobieren“ ungemein wichtig. Es ist Teil der Persönlichkeitsentwicklung.

Entsprechend fasziniert sind sie von der Geschichte und fiebern mit dem Schweinchen, das doch auch so gerne einmal Osterhase sein möchte. Sie fühlen mit und identifizieren sich. Und das Buch zeigt Ihnen, auch wenn die Anderen lachen und auch wenn man nicht mit den physischen Attributen geboren ist, die einer Rolle zugesprochen werden: wenn man mutig ist und schlau, kann man sein was man will.

Empfehlung

Das Buch ist für Kleinkinder ab ca. 3 Jahren zu empfehlen. Jüngere Kinder könnten auch irritiert sein, dass die Ordnung hier auf den Kopf gestellt wird und die Regeln wie etwas zu sein hat außer Kraft gesetzt werden. Oft macht es jüngeren Kindern Angst, wenn sich Figuren oder Personen verkleiden.

Ältere Kinder hingegen werden das Buch lieben, ein ganz großer Quatsch, der sehr viel Spass macht und inspiriert in andere Rollen zu schlüpfen, leichtfüßig erzählt und mit wundervollen einfühlsamen Bildern.