Cornelia Wiesner, Nicola Rakutt: Freunde

„Wage es, zu vertrauen, dann findest Du Freunde und die Dinge gewinnen an Schönheit.“

Botschaft des Wolfes

Über das Buch

Die Autorin Cornelia Wiesner arbeitete in einer Kinderklinik und verarbeitet in diesem Buch die Unfallerfahrung ihrer Tochter. Es erzählt in Form einer Fabel die Geschichte um einen Wolf, der Freundschaft findet.

Die wundervollen Illustrationen stammen von Nicola Rakutt, einer Illustratorin und Kunsttherapeutin, die als freischaffende Künstlerin und Grafikerin arbeitet. Aus ihren Illustrationen sprechen die Liebe zur Natur und die Gabe zur Einfühlung.

Inhalt

Im Frühling ist ein junger Wolf flügge geworden und macht sich abenteuerlustig auf, den Wald zu erkunden. Doch kann er nur halb so viel Freude an der Betrachtung der Dinge finden, denn er ist alleine und hätte seine Erlebnisse gerne mit einem Freund geteilt.

Also spricht er andere Tiere an, ob sie nicht seine Freunde werden wollen. Doch sie fürchten sich vor dem wilden Wesen. Als er auf einen Bären trifft, der ihn seinerseits um seine Freundschaft bittet, fürchtet er sich zwar, aber durch den Perspektivwechsel wird ihm bewusst, warum die kleinen Tiere vor ihm geflohen sind. So entschließt er sich, dem Bär zu vertrauen und es gelingt ihm auch das Vertrauen der anderen Tiere zu gewinnen.

Gemeinsam retten sie schließlich das Reh, als dieses im Winter verwundet liegt und gewinnen so auch das Vertrauen dieses Tieres.

Visuelle Gestaltung

Die aquarellierten Zeichnungen, die das Buch bebildern, sind reduziert auf einfühlsame Tierportraits und angedeutete Landschaftsdetails. In realistischem Stil wird der Charakter der Tiere eingefangen und die zarten Farben sind nuanciert und stimmungsvoll eingesetzt. Sie laufen an den Rändern aus und rahmen den Text.

Der feinfühlige Pinselstrich, die zarten Farben und die lyrische Stimmung der Bilder harmonieren mit der Geschichte und fügen sich zu einem Gesamtkunstwerk zusammen. Hierzu tragen auch das Format des Buches und die qualitätvolle Materialität von Papier und Bindung bei.

Psychologische Ebene

Das Buch zeigt auf einfühlsame Weise, wie schwer es manchmal fällt, zu vertrauen und wie die Angst davor, verletzt zu werden einen davon abhalten kann, auf andere zu zu gehen. Die Geschichte führt jedoch vor Augen, dass die Möglichkeit, verletzt zu werden aufgewogen wird durch den Wert der Freundschaft und dass man im Leben manchmal einfach etwas  wagen muss.

Wundervoll finde ich auch, wie das Thema Diversität auf sensible und für Kinder verständliche Weise aufgegriffen wird. Unterschiedliche Spezies: ein Wolf, ein Vogel, ein Reh, eine Maus und ein Bär gehen eine tiefe Freundschaft ein. Jeder dieser Tiere hat andere Fähigkeiten und andere Eigenschaften, aber es verbindet sie die Wertschätzung des Gegenübers und das einander annehmen als Gleichwertig.

Empfehlung

Ich empfehle das Buch schon mit großen Kindergartenkindern und mit Schulkindern zu lesen. Zum einen ist es ein wundervolles Lesevergnügen die spannende Geschichte mit den schönen Bildern gemeinsam zu genießen.
Die Sprache ist poetisch und kraftvoll und erinnert in ihrem Duktus, in den Wiederholungen und in ihren archaischen Wendungen an alte Erzählungen und Märchen. Sie ist anspruchsvoll, lyrisch, aber doch für Kinder verständlich und vermittelt so auch Freude an Sprache und am Lesen.

Gleichzeitig bietet die Geschichte eine wundervolle Grundlage, um über die Themen Vertrauen und Freundschaft zu sprechen, gemachte Erfahrungen und auch Enttäuschungen zu reflektieren und dadurch Resilienz und Vertrauen in die Selbstwirksamkeit aufzubauen.

Beatrix Potter: Peter Hase

„Manche Erfahrungen müssen wir Kinder einfach selbst machen, auch wenn es die Eltern schmerzt.“

Botschaft von Peter

Über das Buch

Beatrix Potters „Peter Hase“ ist bereits über hundert Jahre alt. Es wurde 1902 als eines der ersten Kinderbüchern publiziert. Neben „Alice im Wunderland“, „Peter Pan“ und „Der Wind in den Weiden“ zählt es zu den Klassikern der englischsprachigen Kinderbuchliteratur.
Gerade durch die feinfühlige und lyrische Illustration, eröffnet es Kindern auch heute noch einen Zugang zu den Büchern. Die Bilder werden noch heute häufig reproduziert und sind sehr beliebt.

Inhalt

Peter Hase lebt mit seinen drei Schwestern Flopsi, Mopsi und Baumwollschwänzchen und seiner Mutter in einer sandigen Kaninchenhöhle. Mutter Hase ist Witwe und sehr besorgt um das Wohl ihrer Kinder. Gleichzeitig muss sie für die Versorgung der kleinen Familie aufkommen und die Kinder immer wieder alleine lassen.

Peter ist ein neugieriger Junge. Wenn seine Mutter zu ihm sagt, er solle etwas nicht tun, kann er der Versuchung nicht wiederstehen und muss genau das ausprobieren. So besucht er immer wieder den Garten von Mr. McGregor, der hinter einer hohen Mauer verborgen und voller Gefahren ist.

Doch auch wenn er gegen Verbote der Mutter verstößt, kann er sich der mütterlichen Liebe immer sicher sein. Kommt er von seinen Abenteuern zurück, findet zu Hause einen Schutzraum und liebevolle Fürsorge.

Visuelle Gestaltung

Wundervoll, lyrisch und poetisch sind die Bilder, mit denen Beatrix Potter auch heute noch verzaubert. Die kolorierten Zeichnungen bestechen durch die genaue Naturbeobachtung und die Wiedergabe von Details. Aus ihnen spricht die Liebe zu Tieren und Pflanzen und das Verständnis für Prozesse der Natur.

Die naturalistische Wiedergabe der Tierportraits wird lediglich dadurch gebrochen, dass die Tiere in ihrer Vermenschlichung Kleidungsstücke tragen. Allerdings entsteht hieraus keine Irritation, da die Künstlerin sehr behutsam und einfühlsam in ihrer Darstellung vorgeht.

Psychologische Ebene

Das Buch zeigt uns, wie wichtig es ist, eigene Erfahrungen zu sammeln. Auch wenn die Mutter davor warnt, in den gefährlichen Garten zu gehen, ist es genau das, was unwiderstehlich scheint. Die Abenteuer, die Peter dort erlebt, stehen sinnbildlich für die Gefahren und Herausforderungen der Welt. Die Mutter muss lernen los zu lassen und Peter muss lernen, sich in der Welt zurecht zu finden. Und auch wenn Peter manchmal erschöpft ist, weint oder nicht mehr weiter weiß, reift er gerade daran, dass er die Situation am Ende doch alleine meistert.

Der Wunsch der Mutter, das Kind vor Gefahr zu beschützen ist genauso verständlich, wie der Wunsch des Kindes, sich die Welt anzueignen. Letztendlich wachsen beide und auch ihre Beziehung an der Erfahrung. Die Mutter lernt los zu lassen und zu vertrauen und Peter gewinnt Selbständigkeit.

Empfehlung

Das Buch ist für ältere Kindergartenkinder und für Grundschulkinder im frühen Lesealter geeignet. Ich würde allerdings empfehlen, es gemeinsam mit den Kindern zu lesen. Denn einige altertümliche Worte bedürfen Erklärung. Und bei aller Freude an der spannenden Geschichte, sind doch einige Themen wichtig mit den Kindern zu diskutieren.
Der Umgang der Menschen mit Tieren und die Züchtigung von Benjamin Häschen und Peter durch den eigenen Onkel, sollten mit den Kindern besprochen werden. Denn Tierwürde und eine Erziehung ohne körperliche Strafe sind heute wichtige ethische Grundsätze, die es den Kindern zu vermitteln gilt.

Marie Voigt: Ein Funkeln im Dunkeln

„Wenn wir die Dunkelheit mit Licht füllen, brauchen wir keine Angst mehr vor ihr zu haben.“

Emmas Botschaft

Über das Buch

Marie Voigt, die Autorin und Illustratorin von „Ein Funkeln im Dunkeln“ ist Grafik Designerin und Schauspielerin. Im Schreiben und Gestalten von Kinderbüchern verwirklicht sie ihre Leidenschaft und möchte damit die Welt ein wenig glücklicher und heller machen.
Ihre Bücher bestechen vor allem durch ihre Einfühlung und den kindlichen Blick, sowie durch die poetisch magischen Bilder.

Inhalt

Bo, der Bär, eine Figur aus Emmas Büchern, fürchtet sich im Dunkeln. Plötzlich sitzt er auf ihrem Bett und die mutige, kleine Emma zeigt ihm, dass diese Angst unbegründet ist: denn nur wenn es dunkel ist, sehen wir das Licht und gemeinsam müssen wir uns nicht fürchten.

Bo und Emma gehen gemeinsam in einen dunklen Wald und bis in eine Höhle. Dort löschen sie ihre Laterne und sehen so das Funkeln im Dunkeln. Nachdem sie von ihrer nächtlichen Reise zurückkommen, bemerken sie wie die Straßenlaternen ihre Schatten an die Wand des Hauses werfen. Riesig sind sie.  Bo und Emma sind also innerlich gewachsen durch die gemeinsame Überwindung ihrer Ängste.

Visuelle Gestaltung

Vereinfachte, aber naturalistische Bilder illustrieren die Geschichte. Durch die Reduzierung auf Grundformen und die Betonung von Kreis, Kugel und Spiralformen wird Ihnen eine lyrische Note gegeben.
Die dunklen Blautöne verleihen den Abbildungen eine magische und geheimnisvolle Atmosphäre. Sie kontrastieren zum goldenen Licht der Laterne oder dem Funkeln der Sterne und lassen diese so leuchten.

Wundervoll und bezaubernd sind die Bilder anzusehen und künden von der Magie der Nacht.

Psychologische Ebene

Jedes Kind hat Ängste, vor allem die Angst vor dem Dunklen und Unbekannten sind im Kleinkindalter typisch. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unsere Kinder hier ernst zu nehmen und liebevoll zu begleiten. Wenn wir eine wertschätzende Atmosphäre schaffen und so Grundvertrauen vermitteln, schaffen es unsere Kleinen, ihre Ängste aus eigener Kraft zu überwinden. Sie entwickeln Selbstvertrauen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Die Kommunikation und Fantasiereise der Protagonistin mit einem ihrer Kinderbuchhelden zeigt außerdem, wie das magische Denken von Kleinkindern funktioniert. Figuren aus Geschichten und die Welt um sie herum erscheint Kindern belebt.
Und auch wir Großen erwischen uns ja manchmal dabei, dass wir Tagträumen und in unserer Phantasie Mr. Darcy plötzlich vor der Türe steht.

Empfehlung

„Ein Funkeln im Dunkeln“ kann dabei helfen eine Gesprächsgrundlage zu schaffen und unseren Kindern so die Chance zu geben, sich vertrauensvoll zu öffnen. Es zeigt den Kindern, dass man daran wachsen kann, wenn man sich seinen Ängsten stellt. Auch vermittelt es das Bewusstsein, dass was uns zuerst unbekannt und beängstigend erschien, neue Welten und Sichtweisen eröffnen kann.

Meine 3jährige Tochter greift immer wieder zu diesem Buch, wenn Gesprächsbedarf da ist oder sie sich abends beim Schlafen gehen fürchtet. Die Geschichte macht ihr Mut und das gemeinsame Lesen vermittelt Vertrauen.
„Deine Hand in meiner, so gehen wir zusammen.“, sagt sagt sie auch im Alltag immer wieder und greift nach meiner Hand, wenn sie für etwas Mut braucht