Kristin Franke: Das Osterschwein

„Du kannst sein was Du willst, egal was die Anderen sagen und ob sie lachen. Probier Dich einfach aus!“

Das Osterschwein

Über das Buch

Kristin Franke ist Mutter, erfolgreiche Geschäftsfrau und Inhaberin des tinyfoxes Verlags. Ihre Leidenschaften sind das Gestalten und das Schreiben, beides vereinigt sie in ihren Kinderbüchern. Diese sind einfühlsam und bestechen durch Fantasie und Humor.

Inhalt

Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Schweinchens, das sich so sehr wünscht einmal Osterhase sein zu können. Als der echte Osterhase krank ist, wittert es seine Chance. Doch die Hennen müssen erst noch überzeugt werden. Zum Glück ersinnt das Schweinchen eine List …

Erzählt in leichfüßigem Tonfall und Reimform ist diese heitere Geschichte eine Freude für Kleinkinder ab 3 Jahre.  „Quatsch mit ganz viel Tomatensoße“, wie meine Tochter sagt und das ist eine große Auszeichnung.

Visuelle Gestaltung

Das Buch besticht durch wundervoll sanfte Farben, die wie Farbwolken vor dem Betrachter schweben und eine unbeschwerte Atmosphäre verbreiten. Dabei unterstützt die Aquarelltechnik mit den verschwimmenden Konturen die Leichtfüßigkeit der Geschichte. Die Figuren sind vereinfacht, aber in naturalistischer Manier dargestellt und ermöglichen dadurch für Kinder das Erkennen und Einfinden in die Geschichte. Bestechend ist die lyrische Qualität und Luftigkeit der Darstellung.

Psychologische Ebene

Kinder lieben es, sich zu verkleiden. Es ist spannend, in andere Rollen zu schlüpfen und andere Identitäten auszuprobieren. Für die Entwicklung von Kindern ist dieses „sich ausprobieren“ ungemein wichtig. Es ist Teil der Persönlichkeitsentwicklung.

Entsprechend fasziniert sind sie von der Geschichte und fiebern mit dem Schweinchen, das doch auch so gerne einmal Osterhase sein möchte. Sie fühlen mit und identifizieren sich. Und das Buch zeigt Ihnen, auch wenn die Anderen lachen und auch wenn man nicht mit den physischen Attributen geboren ist, die einer Rolle zugesprochen werden: wenn man mutig ist und schlau, kann man sein was man will.

Empfehlung

Das Buch ist für Kleinkinder ab ca. 3 Jahren zu empfehlen. Jüngere Kinder könnten auch irritiert sein, dass die Ordnung hier auf den Kopf gestellt wird und die Regeln wie etwas zu sein hat außer Kraft gesetzt werden. Oft macht es jüngeren Kindern Angst, wenn sich Figuren oder Personen verkleiden.

Ältere Kinder hingegen werden das Buch lieben, ein ganz großer Quatsch, der sehr viel Spass macht und inspiriert in andere Rollen zu schlüpfen, leichtfüßig erzählt und mit wundervollen einfühlsamen Bildern.

Sibylle v. Olfers: Etwas von den Wurzelkindern

„Wacht auf, wacht auf, ihr Kinderlein, es wird nun wohl bald Frühling sein!“

Mutter Erde

Über das Buch

Sibylle von Olfers war Kunsterzieherin und Ordensschwester. Sie lebte zur Jahrhundertwende vom 19. Zum 20. Jahrhundert im Landkreis Königsberg. 1906 mit  nur 25 Jahren erschuf sie ihr bekanntestes Buch: „Etwas von den Wurzelkindern“.

Sie hat darüber hinaus noch andere Bücher gestaltet, allerdings sind die Wurzelkinder ihr Meisterwerk und das vollendetste Buch aus ihrem Oeuvre.

Inhalt

Erzählt wird vom Kreislauf der Jahreszeiten. Dabei werden die Prozesse der Natur personifiziert. Mutter Natur schickt ihre Kinder: Blumen, Gräser, Käfer und Insekten im Frühling in die Welt hinaus. Dort erkunden sie ihre Umgebung und spielen in Wald und Wasser.
Als es Herbst wird und die kalten Winde wehen, kehren sie zur Mutter Erde zurück, um in ihrem Schoß zu schlafen bis zum nächsten Frühjahr.
Erzählt wird die Geschichte in Versform und jede Strophe wird dabei von einer Abbildung flankiert.

Visuelle Gestaltung

Geprägt vom Jugendstil und inspiriert von englischen Bilderbüchern ist jede Seite liebevoll und detailreich gestaltet. Eingepasst sind die Bilder jeweils in einen Rahmen aus Rankenwerk. Oder die Erde ist wie eine Rahmung angebracht, wobei die Durchwurzelung zu fantasievollen Ornamenten wird.

Lebendige Details wie Insekten, Blumen, Ähren oder Blätter sind der jeweiligen Jahreszeit bzw. dem zentralen Bild angepasst.
Die Abbildungen selbst sind häufug spiegelbildlich angeordnet und durch die Betonung des Linearen stark ästhetisiert. Die Formensprache des Jugendstils passt zur lyrischen Auffassung von Naturprozessen und bietet allein durch die Betrachtung höchsten Genuss fürs Auge.

Psychologische Ebene

Schon früh wurde das Buch psychologisch gedeutet. Die Kinder die aus dem Schoß der Mutter Erde kommen und dort Sicherheit und Aufnahme in stürmischer Zeit finden, wurde symbolisch als Entwicklung des Urvertrauens gesehen.
Eine solche Deutung mag ihre Berechtigung haben und sicherlich empfinden Kinder bei der Betrachtung der Bilder die Nähe und Schönheit der Natur und entsprechend auch Geborgenheit.

Darüber hinaus besitzt das Buch jedoch archetypische Motive und die Personifizierung der Mutter Erde als alte Frau und die zyklische Darstellung der Jahreszeiten entsprechen Vorstellungen eines kollektiven Unterbewusstseins. Sie werden so intuitiv aufgenommen und verstanden.

Empfehlung

Tatsächlich hat das Buch in der Zwischenzeit seinen Platz in elterlichen Regalen gefunden zwischen Kunstbüchern und Bildbänden. Dieser Platz ist aufgrund der visuellen Umsetzung und der Verschmelzung von romantisierter Naturbetrachtung mit dem Jugendstil durchaus berechtigt. Allerdings nicht nur.
Kinder lieben es in den detailreichen Bildern Motive zu entdecken und verlieren sich in der Betrachtung der Blumenmädchen und –Jungen. Auch die in Versen erzählte Geschichte vom Lauf der Jahreszeiten entspricht dem Verständnis von Kindern und vermittelt wie oben besprochen Geborgenheit und Sicherheit. Nicht umsonst ist dieses Buch seit über hundert Jahren ein Klassiker der Kinderbuchliteratur.