Lars Reinhold Klinting: Kasimir

„Selber machen ist gar nicht so schwer und gemeinsam macht es auch riesigen Spass.“

Botschaft von Kasimir

Über das Buch

Lars Reinhold Klintings Reihe über den Biber Kasimir erschienen Ende der 1990er Jahre. Die Bücher sind inzwischen nicht nur im Herkunftsland Schweden zum Klassiker avanciert. Als gelernter Möbelschreiner hatte Klinting einen Blick dafür, wie die Dinge entstehen. Das zeigt sich auch in seiner Reihe um den Biber Kasimir.

Außer als Autor, der seine eigenen Bücher bebilderte, ist Klinting uns als wundervoller Illustrator bekannt. Seine Ausgaben von Astrid Lindgrens „Weihnachten im Stall“  und Selma Lagerlöffs „Nils Holgerson“ sind wundervoll poetisch und einfühlsam in Bilder übersetzt.

Inhalt

Der Biber Kasimir und der kleine Frippe sind Freunde. Gemeinsam backen sie Kuchen, bemalen ein Schränkchen, pflanzen Bohnen oder fertigen ein Werkzeugkästchen.

Die Geschichten bestehen nur aus wenig Text. Die Bilder zeigen Schritt für Schritt wie etwas  gefertigt wird und wie man etwas macht. Auch vermitteln sie, welche Freude und Zufriedenheit am Ende steht, wenn man gemeinsam etwas geschaffen hat.

Visuelle Gestaltung

Die Illustrationen sind in realistischem Stil gehalten und sehr detailiert ausgeführt. So dass es auf jeder Seite etwas zu entdecken gibt. Vom Picasso, der in Kasimirs Küche an der Wand hängt bis zu den vielen kleinen Gegenständen in der Werkstatt. Auch Detailaufnahmen von Werkzeugen oder Geräten sind liebevoll ausgeführt und es macht Freude, die Bilder gemeinsam zu  betrachten.

Besonders schön gelungen ist die Physiognomie der Biber, sie zeigt verschiedene Gefühlsregungen von Freude, Überraschung über Enttäuschung, wenn es doch länger dauert, bis die Bohnen sprießen,  bis zur Befriedigung bei der Betrachtung des Geschaffenen.

Psychologische Ebene

Das Buch vermittelt zum einen den Wert der Dinge, da es zeigt, wie aufwändig es ist, etwas herzustellen und wieviel Mühe und Arbeit darin steckt. Zum anderen weist es aber auch auf, dass es etwas Wundervolles und Besonderes ist, gemeinsam etwas zu erschaffen.

Tatsächlich liebt unsere Tochter es, das Buch gemeinsam mit dem Papa anzuschauen und dabei zu fragen, wie etwas funktioniert. Gemeinsam mit dem Papa hat sie nun auch schon Bohnen gepflanzt, die Werkzeugkiste inspiziert und Dinge repariert. Und sie hat dabei, genau wie beim Lesen, einen riesigen Spaß

Empfehlung

Das Buch vermittelt die Freude am Tun und animiert, Dinge in die Hand zu nehmen. Außerdem zeigt es Wert, Arbeit und Mühe, die in jedem Gegenstand stecken und fordert auf, genau hin zu sehen. Es wird auf spielerische Art und Weise die Neugier  der Kinder geweckt und ich empfehle das Buch daher für jedes Kind im Kindergartenalter.

Beatrix Potter: Peter Hase

„Manche Erfahrungen müssen wir Kinder einfach selbst machen, auch wenn es die Eltern schmerzt.“

Botschaft von Peter

Über das Buch

Beatrix Potters „Peter Hase“ ist bereits über hundert Jahre alt. Es wurde 1902 als eines der ersten Kinderbüchern publiziert. Neben „Alice im Wunderland“, „Peter Pan“ und „Der Wind in den Weiden“ zählt es zu den Klassikern der englischsprachigen Kinderbuchliteratur.
Gerade durch die feinfühlige und lyrische Illustration, eröffnet es Kindern auch heute noch einen Zugang zu den Büchern. Die Bilder werden noch heute häufig reproduziert und sind sehr beliebt.

Inhalt

Peter Hase lebt mit seinen drei Schwestern Flopsi, Mopsi und Baumwollschwänzchen und seiner Mutter in einer sandigen Kaninchenhöhle. Mutter Hase ist Witwe und sehr besorgt um das Wohl ihrer Kinder. Gleichzeitig muss sie für die Versorgung der kleinen Familie aufkommen und die Kinder immer wieder alleine lassen.

Peter ist ein neugieriger Junge. Wenn seine Mutter zu ihm sagt, er solle etwas nicht tun, kann er der Versuchung nicht wiederstehen und muss genau das ausprobieren. So besucht er immer wieder den Garten von Mr. McGregor, der hinter einer hohen Mauer verborgen und voller Gefahren ist.

Doch auch wenn er gegen Verbote der Mutter verstößt, kann er sich der mütterlichen Liebe immer sicher sein. Kommt er von seinen Abenteuern zurück, findet zu Hause einen Schutzraum und liebevolle Fürsorge.

Visuelle Gestaltung

Wundervoll, lyrisch und poetisch sind die Bilder, mit denen Beatrix Potter auch heute noch verzaubert. Die kolorierten Zeichnungen bestechen durch die genaue Naturbeobachtung und die Wiedergabe von Details. Aus ihnen spricht die Liebe zu Tieren und Pflanzen und das Verständnis für Prozesse der Natur.

Die naturalistische Wiedergabe der Tierportraits wird lediglich dadurch gebrochen, dass die Tiere in ihrer Vermenschlichung Kleidungsstücke tragen. Allerdings entsteht hieraus keine Irritation, da die Künstlerin sehr behutsam und einfühlsam in ihrer Darstellung vorgeht.

Psychologische Ebene

Das Buch zeigt uns, wie wichtig es ist, eigene Erfahrungen zu sammeln. Auch wenn die Mutter davor warnt, in den gefährlichen Garten zu gehen, ist es genau das, was unwiderstehlich scheint. Die Abenteuer, die Peter dort erlebt, stehen sinnbildlich für die Gefahren und Herausforderungen der Welt. Die Mutter muss lernen los zu lassen und Peter muss lernen, sich in der Welt zurecht zu finden. Und auch wenn Peter manchmal erschöpft ist, weint oder nicht mehr weiter weiß, reift er gerade daran, dass er die Situation am Ende doch alleine meistert.

Der Wunsch der Mutter, das Kind vor Gefahr zu beschützen ist genauso verständlich, wie der Wunsch des Kindes, sich die Welt anzueignen. Letztendlich wachsen beide und auch ihre Beziehung an der Erfahrung. Die Mutter lernt los zu lassen und zu vertrauen und Peter gewinnt Selbständigkeit.

Empfehlung

Das Buch ist für ältere Kindergartenkinder und für Grundschulkinder im frühen Lesealter geeignet. Ich würde allerdings empfehlen, es gemeinsam mit den Kindern zu lesen. Denn einige altertümliche Worte bedürfen Erklärung. Und bei aller Freude an der spannenden Geschichte, sind doch einige Themen wichtig mit den Kindern zu diskutieren.
Der Umgang der Menschen mit Tieren und die Züchtigung von Benjamin Häschen und Peter durch den eigenen Onkel, sollten mit den Kindern besprochen werden. Denn Tierwürde und eine Erziehung ohne körperliche Strafe sind heute wichtige ethische Grundsätze, die es den Kindern zu vermitteln gilt.

Helme Heine: Freunde

„Richtige Freunde helfen einander, richtige Freunde beschließen immer alles zusammen und richtige Freunde träumen voneinander.“

Botschaft von Jonny, Franz und Waldemar

Über das Buch

Bereits 1982 erschien das Buch „Freunde“ von Helme Heine. Schon bald avancierte das Werk des Autors, Illustrators und Designers zum Klassiker, preisgekrönt und in 35 Sprachen übersetzt.
Die drei Hauptpersonen sind Jonny Mauser, Franz von Hahn und der dicke Waldemar, eine kleinen Maus, ein stolzer Hahn und ein dickes Schweinchen. Die drei sind unzertrennliche Freunde. Gemeinsam erleben sie Abenteuer und jede Herausforderung meistern sie gemeinsam, weil richtige Freunde genau das tun.

Inhalt

Erzählt wird ein Tag der drei Freunde, der damit beginnt, dass diese die Tiere auf dem Bauernhof wecken. Dann starten sie auf ihre Abenteuerreise. Mit dem Fahrrad erkunden sie die Gegend, auf dem Dorfteich werden sie zu Seeräubern, sie angeln, pflücken Kirschen und als die Schatten länger werden, kehren sie nach Hause zurück.
Der Versuch, dass alle drei beieinander übernachten schlägt fehl: Franz von Hahn passt nicht ins Mauseloch, Jonny Mauser hat eine zu empfindliche Nase und die Hühnerstange bricht unter dem Gewicht von Waldemar.
Am Ende geht jeder in sein eigenes Bett, aber in ihren Träumen begegnen sie sich wieder, weil der eine nicht ohne den anderen sein kann.

Visuelle Gestaltung

Bunte und kräftige Aquarellfarben im malerischen Stil prägen das Buch. Typisch ist die malerische Gestaltung von Landschaften und Ansichten, die eine reizvolle Hintergrundebene für die Darstellung der Protagonisten bilden. Durch die weichen Farbübergänge und die sichtbare Struktur des Pinsels wirken die Bilder bewegt und lebendig. Besonders schön ist die Darstellung der Tierfiguren, deren Charakter ebenfalls durch Pinselführung und Hervorhebung besonderer Merkmale gelingt.

Psychologische Ebene

Die Besonderheit der Geschichte liegt darin, dass es nicht wie üblich zwei Freunde sind, die als Protagonisten auftreten, sondern drei. Dadurch ist schon in der Anlage der Erzählung ein Konflikt zu Grunde gelegt.
Spannend für Kinder ist, dass die Tiere die Herausforderungen aber genau darum meistern können, weil jeder von ihnen andere Gaben, Talente und Eigenschaften besitzt.
Schon das Fahrrad oder das Boot zu steuern, gelingt nur, weil die Freunde gemeinsam das vermögen, was keiner von Ihnen alleine könnte.

Empfehlung

Das Buch kann man Kinder jeden Alters und auch Erwachsenen empfehlen: es führt vor Augen, wie schön und wie bereichernd es für das Leben ist, dass wir alle verschieden sind. Und es zeigt, dass echte Freundschaft genau in der Anerkennung und der Wertschätzung des jeweils anderen gelingt. Ein Buch, das darstellt, wie Teilen, Toleranz und Gemeinschaft funktioniert  und das auf eine behutsame, anerkennende und humorvolle Art und Weise.

Lieve Baeten: Das große Buch der Kleinen Hexe – Kinderbuchklassiker

Lieve Baeten: Das große Buch der Kleinen Hexe

„Sei unabhängig, stark und mutig und verliere nie Deine Neugierde!“

Botschaft der kleinen Hexe

Über das Buch

1992 erschien „Die neugierige kleine Hexe“. Das Buch wurden bald ein internationaler Erfolg. Es wurde ins Deutsche, Holländische, Schwedische, Dänische, Englische und Koreanische übersetzt.
Die belgische Kinderbuchautorin und Illustratorin Lieve Baeten verstarb leider bereits 2001 bei einem Verkehrsunfall. Die letzte Geschichte „Die schlaue kleine Hexe“ wurde von ihrem Sohn fertig gestellt.


Doch hinterließ Beaten mit den Geschichten der kleinen Hexe und dem kleinen, schrecklichen Drachen Werke, die schon kurz nach ihrem Erscheinen zu Klassikern avancierten.

Inhalt von „Das große Buch der Kleinen Hexe“

Verschiedene Episoden zeigen den Alltag der kleinen Hexe Lisbeth. Sie feiert Geburtstag, geht mit der kleinen Trixi auf Reisen, kommt in die Schule und feiert Weihnachten. Die Geschichten schildern Alltagssituationen auf eine fantasievolle und leichtfüßige Weise. Und durch die besonderen Einfälle und Illustrationen werden die alltäglichen Ereignisse zum Besonderen.

Visuelle Gestaltung von „Das große Buch der Kleinen Hexe“

Wundervoll und reich an Details sind die Illustrationen. In realistischem Stile sind die Zeichnungen mit Kreide und Aquarell ausgeführt und aus dem Staunen kommt man so schnell nicht mehr heraus: so entdeckt man in der Auslage des Dorfladens neben Birnen, Kürbissen und Äpfeln auch Fliegenpilze, Schlangen und Spinnen. Vor der Türe ist gar ein Parkplatz für Hexenbesen.
Am Heißluftballon der Ballonhexe flattert ein Fledermausförmiger Drachen im Wind. Es baumeln leuchtende Lampions daran und magische Kräuter, ein Globus, ein Fernglas und eine fantasievolle Bemalung mit Drachen vervollständigen das magische Bild.

Somit sind die Bilder genauso phantastisch, voller Erzählfreude und Einfallsreichtum wie die Geschichten selbst.

Lieve Baeten: Das große Buch der Kleinen Hexe
Lieve Baeten: Das große Buch der Kleinen Hexe

Psychologische Ebene von „Das große Buch der Kleinen Hexe“

Die Protagonistin und die auftretenden Hexenfiguren sind allesamt Frauen. Die kleine Hexe Lisbeth ist mutig, neugierig und hat ein großes Herz. Auch die anderen Hexen treten als unabhängige und starke Frauenfiguren auf: Es sind Ärztinnen, Reisende, Entdeckerinnen und Künstlerinnen. Auch wenn es sich um Stereotype handelt, entspricht keine dem gängigen Schönheitsklischee und jede ist individuell in Auftreten und Aussehen. Damit wird ein Frauenbild abseits vom rosa glitzernden Prinzessinnen-Klischee geschaffen und die Stärke der Weiblichkeit ermutigt.

Empfehlung

Meine dreijährige Tochter liebt das Buch. Schon nach dem ersten Lesen wurde die Krabbeldecke der kleinen Schwester zum fliegenden Teppich umfunktioniert, aus der Spielküche wurde eine Hexenküche und der Raketen-Besen folgte überall hin.
Das Buch eignet sich zum selbständigen Betrachten der Bilder und Entdecken der liebevoll gemalten Details, aber auch zum Vorlesen und gemeinsamen Schmöckern. Schon für Kinder ab drei Jahren eignet sich das Buch mit den kurzen Geschichten und auch darüber hinaus bis ins Schulalter regen die Bilder die Fantasie an und eignen sich zum Nachspielen.

Hans Limmer: Mein Esel Benjamin

„Wenn Du nur richtig zuhörst, kannst Du uns Tiere verstehen!“

Der Esel Benjamin

Über das Buch

Für mich ist das gemeinsame Lesen dieses Buches etwas ganz Besonderes, da sich hier die Erinnerung an meine eigene Kindheit mit der Begeisterung meiner Tochter für die Geschichte verbindet. Erzählt wird von einer Freundschaft zwischen eines kleinen Mädchens mit einem Esel.

Das Buch basiert auf einer wahren Begebenheit. Mit Ausnahme des Vaters, der von einem Künstler gemimt wurde, spielen die Protagonisten sich selbst. Der befreundete Fotograf Lennart Osbeck hat die Szenen fotografiert. Diese persönliche Ebene trägt zur Authentizität bei und begründet wohl seinen Erfolg.

Das Buch wurde in mehrere Sprachen übersetzt und gilt als Kinderbuchklassiker. Inzwischen ist die zweiundvierzigste Auflage erschienen.

Inhalt

Erzählt wird von Susi, die mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester auf Rhodos wohnt. Eines Tages findet Susi mit ihrem Papa einen Esel. Sie retten ihn aus einer ausweglosen Situation und nehmen ihn mit nach Hause. Zwischen Susi und dem Esel entwickelt sich eine ganz besondere Freundschaft.

Gemeinsam unternehmen Susi und der  Esel Benjamin eine heimliche Tour über die Insel und verlaufen sich dabei. Als sie endlich wieder zurückkehren, werden sie mit offenen Armen aufgenommen. Der Esel wird nun als vollständiges Familienmitglied anerkannt und darf bleiben.

Visuelle Gestaltung:

Bebildert ist die Geschichte mit schwarz-weißen Fotografien. Diese portraitieren den Esel und das kleine Mädchen. Gleichzeitig begleiten sie die Erzählung mit narrativen Szenen, welche den Alltag der Familie einfangen. Dem poetischen Zauber, der von diesen Fotografien ausgeht, kann man sich nur schwer entziehen.

Kinder lieben die besondere Gattung „Kinderbuch mit Fotografie“. Schon kleine Kinder betrachten entsprechende Bildwörterbücher fasziniert und auch Kleinkinder lieben Bücher mit „echten“ Bildern. Sie vermitteln eine besondere Realitätsebene. Wie hier gekoppelt mit einer Identifikationsfigur und einer spannenden Geschichte sind sie besonders fesselnd.

Psychologische Ebene

Das Buch thematisiert eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Tier. Der unmittelbare Zugang und die gleichzeitige Wertschätzung, welche Kind und Tier sich instinktiv entgegenbringen wird greifbar.

Gleichzeitig zeigt das Buch, wie Kinder Urvertrauen zu ihren Eltern entwickeln. Susi und Benjamin machen sich früh morgens heimlich davon und verlaufen sich unterwegs, gemeinsam finden sie aber den Weg zurück.
Die Eltern schimpfen oder strafen nicht, sondern vermitteln dem Kind, dass sie darauf vertrauten, dass es wiederkommt. Sie zeigen, dass sie froh darüber sind und heißen es willkommen.

Empfehlung

Die Freundschaft zwischen Tier und Kind wird auf so eindringliche und entzückende Weise dargestellt, dass sich die Kinder sofort damit identifizieren. Aus den Bildern ist die Geschichte auch nachvollziehbar, so dass sich das Buch sowohl zum Vorlesen, als auch als Silent Book eignet.

Meine kleine Tochter war sofort berührt und begeistert. Sie wollte die Geschichte wieder und wieder hören. Natürlich wollte sie sofort, wie auch ich schon als Kind, einen Esel zum Haustier. Inzwischen schaut sie das Buch auch gerne alleine an. Sie erzählt sich dann die Geschichte und kommentiert die Bilder.

Mies van Hout: Heute bin ich

Mies van Hout: Heute bin ich

„Sage mir, wie es Dir geht und Du lernst Dich selbst besser kennen!“

Botschaft der Fische an Dich

Über das Buch

2010 erschien das Buch „Heute bin ich“ von Mies van Hout. Das Buch erhielt 2013 eine Nominierung für den deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Sachbuch. Als Lesealter wird 3 bis 6 Jahre angegeben. Tatsächlich wird das Buch jedoch heute auch im Unterricht an Schulen und im Studium der Psychologie sowie in der Psychologischen Beratung eingesetzt. Es unterstützt das Erkennen, Benennen und Einfühlen in verschiedene emotionale Zustände.

Inhalt

Vor schwarzem Hintergrund ist jeweils ein Fisch abgebildet. Auf der gegenüber liegenden Seite vor farbigem Hintergrund liest man jeweils ein Wort. Dieses beschreibt den abgebildeten emotionalen Zustand. Insgesamt sind es 20 Gefühlszustände, die auf diese Weise Darstellung finden.

Visuelle Gestaltung

Die Fische sind jeweils vor schwarzem Hintergrund platziert. Die Ausführung in Wachsfarben und Pastellkreide verleiht den Figuren eine besondere Strahlkraft. Die gewählten Farbkombinationen entsprechen einem bestimmten Gefühlszustand. Gleichzeitig ist es die Strichführung, welche den emotionalen Zustand übermittelt. Sie ist dünn und zitterig oder dick und damit bestimmt. Unterstrichen wird die Wirkung durch die „Schwimmrichtung“ der Fische und den entsprechenden Gesichtsausdruck.

Psychologische Ebene

So einfach wie genial ist die Idee. Es werden durch Farbe, Strichführung und das immer gleiche Motiv: den Fisch, Gefühlszustände greifbar. Die emotionale Lage ist intuitiv zugänglich. Durch die Beschreibung dessen, was man sieht wird eine Einfühlung in einen Gefühlszustand möglich. Das Buch eignet sich, um Kinder zu ermutigen und ihnen beizubringen, über Gefühle zu  sprechen, Gefühlszustände zu erkennen und zu benennen.

Empfehlung

Das Buch ist nun, knapp zehn Jahre nach Erscheinen, bereits zum Klassiker avanciert. Es wird in Kindergärten eingesetzt, um den Kindern zu zeigen, wie man Gefühle erkennt, artikuliert und verarbeitet. Auch hat es inzwischen  Einzug gehalten in den Schulunterricht und in die therapeutische Arbeit bzw. psychologische Beratung. Entsprechend ist  die Altersempfehlung von 3-6 Jahren auszuweiten, da das Buch für Betrachter jeder Altersstufe wertvolle Lektüre bietet.
Interessant ist es außerdem für Grafik-Designer und Gestalter, da hier die Wirkungsweise von Farbe, Strichführung, Bewegungsrichtungen und anderer grafischer Elemente bildhaft vor Augen geführt wird.

Sibylle v. Olfers: Etwas von den Wurzelkindern

„Wacht auf, wacht auf, ihr Kinderlein, es wird nun wohl bald Frühling sein!“

Mutter Erde

Über das Buch

Sibylle von Olfers war Kunsterzieherin und Ordensschwester. Sie lebte zur Jahrhundertwende vom 19. Zum 20. Jahrhundert im Landkreis Königsberg. 1906 mit  nur 25 Jahren erschuf sie ihr bekanntestes Buch: „Etwas von den Wurzelkindern“.

Sie hat darüber hinaus noch andere Bücher gestaltet, allerdings sind die Wurzelkinder ihr Meisterwerk und das vollendetste Buch aus ihrem Oeuvre.

Inhalt

Erzählt wird vom Kreislauf der Jahreszeiten. Dabei werden die Prozesse der Natur personifiziert. Mutter Natur schickt ihre Kinder: Blumen, Gräser, Käfer und Insekten im Frühling in die Welt hinaus. Dort erkunden sie ihre Umgebung und spielen in Wald und Wasser.
Als es Herbst wird und die kalten Winde wehen, kehren sie zur Mutter Erde zurück, um in ihrem Schoß zu schlafen bis zum nächsten Frühjahr.
Erzählt wird die Geschichte in Versform und jede Strophe wird dabei von einer Abbildung flankiert.

Visuelle Gestaltung

Geprägt vom Jugendstil und inspiriert von englischen Bilderbüchern ist jede Seite liebevoll und detailreich gestaltet. Eingepasst sind die Bilder jeweils in einen Rahmen aus Rankenwerk. Oder die Erde ist wie eine Rahmung angebracht, wobei die Durchwurzelung zu fantasievollen Ornamenten wird.

Lebendige Details wie Insekten, Blumen, Ähren oder Blätter sind der jeweiligen Jahreszeit bzw. dem zentralen Bild angepasst.
Die Abbildungen selbst sind häufug spiegelbildlich angeordnet und durch die Betonung des Linearen stark ästhetisiert. Die Formensprache des Jugendstils passt zur lyrischen Auffassung von Naturprozessen und bietet allein durch die Betrachtung höchsten Genuss fürs Auge.

Psychologische Ebene

Schon früh wurde das Buch psychologisch gedeutet. Die Kinder die aus dem Schoß der Mutter Erde kommen und dort Sicherheit und Aufnahme in stürmischer Zeit finden, wurde symbolisch als Entwicklung des Urvertrauens gesehen.
Eine solche Deutung mag ihre Berechtigung haben und sicherlich empfinden Kinder bei der Betrachtung der Bilder die Nähe und Schönheit der Natur und entsprechend auch Geborgenheit.

Darüber hinaus besitzt das Buch jedoch archetypische Motive und die Personifizierung der Mutter Erde als alte Frau und die zyklische Darstellung der Jahreszeiten entsprechen Vorstellungen eines kollektiven Unterbewusstseins. Sie werden so intuitiv aufgenommen und verstanden.

Empfehlung

Tatsächlich hat das Buch in der Zwischenzeit seinen Platz in elterlichen Regalen gefunden zwischen Kunstbüchern und Bildbänden. Dieser Platz ist aufgrund der visuellen Umsetzung und der Verschmelzung von romantisierter Naturbetrachtung mit dem Jugendstil durchaus berechtigt. Allerdings nicht nur.
Kinder lieben es in den detailreichen Bildern Motive zu entdecken und verlieren sich in der Betrachtung der Blumenmädchen und –Jungen. Auch die in Versen erzählte Geschichte vom Lauf der Jahreszeiten entspricht dem Verständnis von Kindern und vermittelt wie oben besprochen Geborgenheit und Sicherheit. Nicht umsonst ist dieses Buch seit über hundert Jahren ein Klassiker der Kinderbuchliteratur.

Tilde Michels, Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht – Kinderbuchklassiker

Tilde Michels, Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht

Gemeinsam ist es möglich Notsituationen zu meistern, wenn man zusammensteht und Vorurteile überwindet.

Wanjas Botschaft

Über das Buch

„Es klopft bei Wanja in der Nacht“ wurde 1985 veröffentlicht und aufgrund seiner Botschaft 1986 mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet. Die Geschichte stammt aus der Feder der bekannten Kinderbuchautorin Tilde Michels. Ihre Stoffe adaptierte unter anderem auch die Augsburger Puppenkiste. Die Illustrationen schuf Reinhard Michl, der bekannt ist für die Illustration einer Jim Knopf Neuausgabe und der für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde.

Inhalt von „Es klopft bei Wanja in der Nacht“

Mitten im tief verschneiten Wald steht ein kleines Haus. Draußen tobt ein Schneesturm und im Laufe der Nacht klopfen Hase, Fuchs und Bär und bitten um Obdach. Der Jäger gewährt Schutz und Obdach für die Nacht und am nächsten Morgen schleicht sich ein Gast nach dem anderen wieder davon. Obgleich sie Feinde sind haben die verschiedenen Figuren die Nacht in friedlicher Gemeinschaft verbracht und den Schneesturm überlebt.

Visuelle Gestaltung von „Es klopft bei Wanja in der Nacht“

Liebevolle Illustrationen im realistischen Stile verleihen dem Buch eine dichte Atmosphäre. Das kleine Haus im verschneiten Wald, die Tiere vor dem warmen Ofen oder der Landschaftsausblick am Ende der Geschichte erinnern an alte Märchenbücher.
Die Schraffuren sind gut sichtbar gesetzt und lassen die Bilder lebendig erscheinen. Die Farbigkeit ist in gedeckten Farben gehalten, wobei einzelne Motive Kontraste setzen wie das rote Fell de Fuchses vor dem Schnee oder das gelbe Kissen, mit welchem es sich der Hase im alten Lehnstuhl gemütlich macht.

Tilde Michels, Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht

Psychologische Ebene von „Es klopft bei Wanja in der Nacht“

Das Buch erzählt die Geschichte auf spielerische Weise und in Reimform. Wiederkehrende Verse geben der Geschichte Leichtigkeit und Fluss. Trotzdem werden die Befürchtungen und Ängste jeder Figur ausgesprochen und dabei die unterschiedlichen Blickwinkel eingenommen. Fazit der Geschichte ist, in Gefahrensituationen zusammen zu stehen und die eigenen Vorurteile und Feindseligkeiten hinten an zu stellen. So herrscht zumindest für die Nacht während des Schneesturms Einigkeit zwischen dem Jäger und den Tieren.

Empfehlung

Das Buch eignet sich schon für kleine Kinder zum Beispiel als Gute-Nacht Buch. Kinder lieben Reime und können schon nach kurzer Zeit mitsprechen. Der wiederkehrende Vers: Auch Wanja deckt sich wieder zu: „Gut Nacht und angenehme Ruh!“ wird bei uns in der Familie auch heute noch mit abgewandeltem Namen vor dem Schlafen gehen zitiert.
Für ältere Kinder lohnt es sich über den Inhalt der Geschichte nach zu sinnen. Darüber, dass es sich lohnt Ängste und Feindseligkeiten zu überwinden, bei Gefahr zusammen zu stehen und auch was Vorurteile mit einem machen.

Leo Lionni: Frederick und seine Mäusefreunde – Kinderbuchklassiker

Leo Lionni: Frederick und seine Mäusefreunde | © Katrin S. Knopp | www.katrin-knopp.de

Ich freue mich, euch hier als erstes einen Klassiker unter den Kinderbüchern vorstellen zu können: „Frederick und seine Mäusefreunde“ von Leo Lionni.

Habe Mut, anders zu sein, und sei dir bewusst, dass manche Gaben nicht durch Materielles aufzuwiegen sind.

Fredericks Botschaft

Über das Buch

Frederick von Leo Lionni ist ein Kinderbuchklassiker. Der italienische Schriftsteller, Maler und Grafiker hat es bereits im Jahre 1967 geschaffen. Es ist also schon über 50 Jahre alt, doch hat es nichts von seiner Frische und Schönheit verloren.

Inhalt von „Frederick“

Es wird die Geschichte einer Feldmaus-Familie erzählt. Diese bereiten sich geschäftig und fleißig auf den Winter vor. Unter großen Mühen sammeln sie Nüsse, Körner und Ähren und legen so einen Vorrat für den Winter an.
Nur Frederick ist scheinbar untätig und beteiligt sich nicht an der Arbeit. Doch als sich im Winter die Vorräte dem Ende zuneigen, zeigt sich, dass Frederick andere Dinge gesammelt hat, die allen helfen, die Dunkelheit und Kargheit des Winters auszuhalten und zu überstehen. Er schenkt den Mäusen Sonnenstrahlen, Farben und Worte.

Visuelle Gestaltung von „Frederick“

Die Umrisse der Steine und Figuren sind Collage-artig aus strukturierten Blättern ausgerissen bzw. ausgeschnitten und so zu Bildern zusammengesetzt. Durch Aquarelltechnik sind stimmungsvolle Akzente gesetzt. So transportieren die Bilder gleichzeitig eine atmosphärische Dichte und bestechen durch ihre Klarheit und Einfachheit. Die nebeneinandergelegten Flächen, aus denen die Figuren und Landschaften aufgebaut sind, sind liebevoll und mit einem Auge fürs Detail zusammengesetzt.

Leo Lionni: Frederick und seine Mäusefreunde | © Katrin S. Knopp | www.katrin-knopp.de
Leo Lionni: Frederick und seine Mäusefreunde | © Katrin S. Knopp | www.katrin-knopp.de

Psychologische Ebene bei „Frederick“

Das Buch vermittelt zwei Dinge: zum einen, dass es eine Bereicherung sein kann, anders zu sein und zum anderen, dass es außer materiellem Gut Dinge gibt, die unser Leben bereichern und es lebenswert macht.
Die Geschichte macht Mut anders und kreativ zu sein. Denn Frederick beteiligt sich nicht an den Dingen, die alle anderen machen. Auf den ersten Blick erscheint es, als sei sein Tun nutzlos und er würde auf den Kosten anderer zum Nutznießer werden. Dann zeigt es sich jedoch, dass in seiner Andersartigkeit eine Gabe liegt, mit welcher er die anderen bereichert.
Auch vermittelt das Buch Kindern und Erwachsenen, wie wichtig Kreativität und das Innehalten sind, da sie uns die Schönheit des Lebens erkennen lassen und die Lebensqualität verbessern – und so zum Lebensglück beitragen.

Empfehlung

Das Buch eignet sich schon für Kinder ab zwei Jahren. Die kurzen Sätze und die einfach strukturierten Bilder sind zugänglich und die Erzählung gut nachvollziehbar. Eine Altersgrenze nach oben kennt die Geschichte jedoch nicht. Trotz der Einfachheit liegt in den Abbildungen und der Sprache eine lyrische und poetische Komponente, die bestechend ist.
Außerdem ist die im Text vermittelte Botschaft eine universelle, auch wir Erwachsenen sollten einmal in unserer Arbeit innehalten und die Schönheit der Natur und des Lebens bewusst würdigen. Am besten mit diesem Buch und gemeinsam mit unseren Kindern.

Mit diesem Motto schicke ich Euch Sonnenstrahlen, Farben und Worte.